Die Stimme ist unser ureigenstes Instrument, und wir haben sie jederzeit bei uns. Sie steht im Zentrum einer Philosophie des Singens, wenn wir uns fragen: Was ist Singen überhaupt? Ist es künstlerischer Ausdruck, Spiegel der Seele oder ein politischer Akt? Was bedeuten cantabile, parlando oder die ganze Stimme, und was können wir für sie tun? Wie singen Tiere? Reicht der Gesang auch bis in die Stille? Welche Rolle spielt er in Nietzsches Philosophie? Hat das Akustische tatsächlich Vorrang vor der Schrift, wie Derrida behauptet? Und ist es ein Unterschied, gemeinsam im Kneipen- oder Kirchenchor zu singen oder alleine unter der Dusche?
20 Autor innen schreiben über philosophische, poetische und praktische Aspekte einer Kulturtechnik, die immer auch Teil unseres ganz natürlichen Ausdrucks ist. Seit dem Orpheus-Mythos hat das Singen die Philosophie und Literatur geprägt – und tut es noch heute.

Ralf Peters, Stimmkünstler & Philosoph, spannt den Bogen von Platon über Nietzsche bis zur extended voice und der Anthropologie der Stimme.

Der Ästhetikdozent und Sänger Volkmar Mühleis untersucht das Verhältnis zwischen Singen und Sprechen im Parlando.

Die Autorin Angela Steidele erläutert die Ursprünge gesungener Dichtung in der Antike und stellt die Frage, wie wichtig das Singen für das Schreiben ist.

Musiktherapeut Konrad Heiland schreibt über die freien Töne und ihren Einsatz in der Musiktherapie.

Herausgeberin Bettina Hesse untersucht den Zusammenhang von Hören, Singen und Stille.

Jazzsängerin Alexandra Naumann beobachtet die Stimme und ihre Entwicklungen im Verlauf eines ganzen Lebens.

Die Stimmperformerin und Komponistin Bettina Wenzel sieht ihren Gesang als Gratwanderung zwischen Geschehenlassen und Eingreifen auf dem Weg zur Freiheit.

Julia Hagemann, Musikkabarettistin und Stimmcoach, zeigt, was wir für die Stimme tun können, damit Gesang cantabile wird.

Josef-Anton Willa, Theologe und Kirchenmusiker, schreibt über die Bedeutung des Singens in der Kirche.

Die Musikerin und Sängerin Mariana Sadovska erkundet den “Weißen Gesang” ihrer Heimat, der Ukraine, die Künstlerin Jeanette Zippel erzählt uns vom Gesang der Bienen und Ernesto Pérez Zúñiga schreibt über den Gesang im Flamenco.

Über Chöre in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen, vom Kirchenchor und den klassischen Chor über den Popchor bis hin zum Kneipenchor schreiben Ute Almoneit, Nika Bertram, Maria Gorius und Simon Rummel.

Autorin und Stimmforscherin Monika Buschey steuert einen Monolog der Eurydike bei.

Während die Philosophin Lisa Pottstock das Singen als performativen Akt im Sinne von Judith Butler einordnet, stellt Journalist Maximilian Probst fest, dass es das ganze Leben lang darum geht, “seine Stimme zu erheben”.

Und Markus Stockhausen schließt mit einer Betrachtung über Singen und Stille.

Viel Spass beim Lesen!