In diesem Semester verfassen die Studierenden des ersten Jahres des Masterstudiums Schulmusik II unterschiedliche Texte über Musik und Pädagogik. 

Ein Text von Jeanaine Oesch

Spannend, wie Pläne nie so enden, wie man sie vorgesehen hat. Im Gymnasium habe ich die zukünftige Jeanaine immer als Ernährungsberaterin in einer Praxis gesehen. Stattdessen sitze ich im Toni Areal neben meinem Kontrabass. Auf meiner To-Do Liste ist der Punkt „Lektionen vorbereiten“ noch abzuhaken. 

Im Bachelor hatte ich den Fokus auf Jazz Kontrabass. Da es nicht unendlich viele Jazz Bassistinnen und Bassisten an der ZHdK gibt, wurde ich oft für Workshops und Gigs angefragt. Schnell musste ich auch lernen „nein“ zu sagen, da ich während dem Studium auch noch eine Stelle an einer Primarschule als Musiklehrerin angenommen habe und meine Kapazität eingeschränkt war.       
Im 3. Bachelorjahr habe ich den Fokus auf mein Projekt „Jeanaine Jarret“ gelegt und habe die Freude an meiner eigenen Musik mit meiner Band gefunden. 
Nun bin ich im Schulmusik Master und merke, dass das Studium viel Zeit in Anspruch nimmt. 

Die Freude am Unterrichten wächst mit jeder Lektion, die ich geben darf. Musik zu vermitteln ist schön, vor allem wenn von den Schüler:innen etwas zurück kommt. Sei es eine Primarklasse oder eine Gymnasialklasse, in jeder Altersstufe gibt es viele Momente in denen ich denke: „Deshalb mache ich das, was ich mache!“ Den Schüler:innen zu zeigen, was mich selber in der Musik bewegt und fasziniert ist ein Geschenk. Ich erlebte vor Kurzem eine coole Situation. Als ich am Ende einer Lektion mit der 4. Klasse war, kamen zwei Jungs zu mir und haben mich gefragt, ob ich die Backstreet Boys kenne. Wow! Es war auf eine Art lustig, dass mir von 10-jährigen Jungs diese Frage gestellt wurde und nicht umgekehrt. Im Moment singen wir „I Want It That Way“ und die 4. Klasse geht dazu ab. Goldwerte Momente als Musiklehrerin! 

Die zweite Welt, in der ich mich bewege, ist das Leben als Musikerin. Auf der Bühne zu stehen und die Leute emotional zu berühren ist etwas vom Schönsten für mich. Wenn ich mit meiner Band meine eigenen Songs spiele und singe, wird es mir warm ums Herz. Es kommt von meinen Mitmusikern so viel Energie zurück und es bringt mich in jeder Probe weiter, wenn von ihnen Inputs kommen, welche die Songs stärken. Wir sind zurzeit an einer EP daran. Es ist eine intensive Zeit für mich, neben dem Studium meine eigene Musik aufzunehmen und alles zu organisieren. Jedoch lerne ich sehr viel dabei und obwohl es anstrengend ist, gibt es mir Mut und Kraft.

Foto: Raphael Schaller

Als Musikerin und Musiklehrerin zugleich fühle ich mich teils hin- und hergezogen. Einerseits möchte ich so oft es geht auf der Bühne stehen und Musik machen. Andererseits möchte ich mich als Musiklehrerin weiterentwickeln und viele Lektionen unterrichten. Klar, kann man es sich aufteilen. Was aber, wenn ständig Anfragen für Konzerte kommen oder eine tolle Stelle offen ist? Man muss anfangen, Prioritäten zu setzen. Oft fällt es mir schwer, die – für mich – richtigen Entscheidungen zu treffen. 

Ich möchte in der Gegenwart, aber auch zukünftig, ein Mittelmass für meine beiden Berufe finden und freue mich auf viele weiteren Konzerte und Musiklektionen, die ich geben darf! 

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