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Im Rahmen des Studiums “Musik und Bewegung” sind die Studierenden des 2. Jahrgangs während einer Woche begleitet von Dozierenden der ZHdK an einer Partnerschule.

Sonja Stocker, Lehrerin an der Schule Dietlikon, teilt mit uns ihren Bericht der Projektwoche:

An der Schule Fadacher konnte eine der beiden zweiten Klasse von Mittwoch, 24. bis Freitag, 26. Januar 2018 ein ganz besonderes Projekt erleben: Zwei Dozentinnen der Zürcher Hochschule der Künste, Frau Lisa Gretler und Frau Edith Stocker, kamen mit fünf Bachelorstudentinnen aus dem Studiengang „Musik und Bewegung“ in die Klasse und gestalteten gemeinsam mit den Zweitklässlerinnen und Zweitklässlern während drei Tagen den Unterricht.

Zu Beginn standen die Schulkinder im leergeräumten Klassenzimmer. Nach einer kurzen Begrüssung wurden sie in ihre Halbklassen aufgeteilt. Während Gruppe „Grün“ im Klassenzimmer bei den beiden Studentinnen im grünen T-Shirt bleiben durfte, bezog die Hälfte „Rot“ ein weiteres, leeres Schulzimmer unter Führung der drei Studentinnen im roten T-Shirt. In beiden Zimmern liessen mehrere riesige Papierrollen und einige Bündel langer Bambusstäbe ahnen, dass hier schon bald mit diesen Materialien experimentiert, geforscht, gebastelt, musiziert, gebaut und gespielt werden durfte. Das verheissungsvolle Projekt mit dem fantasievollen Namen „Knitter-Papier und Bambus-Labor“ konnte beginnen.

Wie tönt Papier? Welche Geräusche lassen sich mit den Bambusstäben erzeugen? Können die Bambus- und Papiergeräusche mit Körperklängen nachgemacht werden? Lässt sich mit diesen Kombinationen ein Geräuschmemory spielen? Die Schulkinder machten begeistert mit. Weitere Spiele wurden erfunden. Atemlose Stille und greifbare Spannung entstand beim Spielen des Bambusmikados. Gebannt beobachteten die Kinder, ob es gelang Bambusstab um Bambusstab ohne Wackeln von den anderen, auf dem Boden liegenden Stäben zu nehmen.

Bereits nach kurzer Zeit entstand unter der Leitung der Studentinnen in jedem der Räume eine konzentrierte Forscheratmosphäre, welche die Pausenglocke überhören liess. Immer wieder wurde auch innegehalten, reflektiert, geschrieben und gezeichnet.

Die Gruppenaufträge wurden von den Dozentinnen Prof. Lisa und Prof. Edith, ausstaffiert mit Forscherbrille, dunkelblauen Shirts und einem Forschermantel, jeweils in Form eines Briefes überbracht. Vom erhöhten Rednerpult aus wurden die Briefe vorgelesen und besprochen. Die Aufträge waren nicht nur für die Schulkinder, sondern auch für die Studentinnen eine Überraschung. Herausforderungen mussten gemeinsam mit den Schulkindern angegangen werden.

Eine besonders intensive Phase wurde die Bauphase. Mit Schnüren und Klebeband wurden Bambusstäbe zusammenschnürt, mit Papier umhüllt und mit Klebeband am Boden festgeklebt. Dadurch entstanden die verrücktesten Bauten und die Schulzimmer waren bald nicht wieder zu erkennen. Selbst Herr Biggler, der langjährige Abwart liess es sich nicht nehmen, einen Augenschein zu nehmen: So etwas hätte er in seiner ganzen Zeit an der Schule Fadacher noch nie gesehen.

Die Mittagszeit wurde denn auch von Dozentinnen, Studentinnen und Lehrpersonen zu Reflexionen und Diskussionen genutzt. Aus Platzmangel fanden die Sitzungen nicht in den verstellten Schulzimmern sondern im Lehrerzimmer statt. Die offene, gastfreundschaftliche Atmosphäre des Schulteams Fadacher wurde dabei überaus geschätzt.

Am Morgen des dritten Projekt-Tages gingen die Bewohner von Papdietlikon auf Besuch nach Lesopitz. Am Nachmittag war es dann umgekehrt, da besuchten die Lesopitzaner die Papdietliker. Stolz zeigten die Schulkinder einander Knisterpapierhäuser und Bambusbauten, einen Geistertunnel, den Papierteich mit den Papierfischen, das Lagerfeuer aus Papier und Bambus, ein Büro und das Gefängnis, sowie die Eingangsbereiche mit Eingangstunnel und Sicherheitscode. Die Räume wurden präsentiert und einander vorgestellt und dann durften die Gäste, immer den Pfeilen nach, jeweils das andere, ihnen bisher unbekannte Dorf besichtigen, zwei voneinander unabhängige, unwirkliche Welten aus Papier und Bambus. Laut Frau Reymond, der Schulleiterin im Bereich Kinderarten und Unterstufe war es, wie wenn nochmals eine Brücke geschlagen worden wäre zum spielzeugfreien Kindergarten.

Am Freitagnachmittag, nach drei Tagen forschen und erfinden, blieb gerade einmal eine knappe Stunde für den Rückbau der beiden Schulzimmer, das Stapeln von Knisterpapier und das Bündeln der Bambusstäbe, das Zusammenknüllen von Schnüren und Klebestreifen, das Wischen des Bodens und das Zurückstellen der Schulbänke.

Am Schluss sassen alle Schulkinder wieder an ihrem eigenen Platz, wie wenn alles nur ein Spuk gewesen wäre.

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