Lieber Giuseppe, im März 2018 arbeitest du als Fachdidaktik-Stellvertretung an der ZHdK für Schulmusiker. Was bedeutet dir dieses Semester?

Oh, ich freu mich sehr. Das ist eine tolle Herausforderung für mich. Der Austausch mit den Studierenden lässt mich selbst kritisch auf meine Arbeit blicken. So komm ich aus meiner Komfortzone raus und reflektiere meine eigene Unterrichtstätigkeit viel intensiver. Schön, dass ich mein Wissen und meine Erfahrungen weitergeben darf.

Wie bist du zur Musik gekommen?

Die Welt der Musik hat sich bei mir erst in der Volksschule aufgetan. Meiner Grundschullehrerin ist aufgefallen, dass ich etwas musikalischer bin als der Durchschnitt. So hat sie meinen Eltern Einzelstunden empfohlen. Ich nahm Klavierunterricht, der mich bis zu meinem Klavierlehrdiplom geführt hat. An der Musikschule Hinterthurgau übernahm ich Klavierschüler und nebenbei spielte ich in Bands. Nach etwa 4 Jahren hat mich eine Sekundarschullehrerin angesprochen, ob nicht auch Schulmusik etwas für mich wäre. Dieser Gedanke liess mich nicht mehr los, so dass ich in Münchwilen meine ersten Erfahrungen in der Schulmusik machen konnte. Ein Jahr später begann ich in Eschlikon mit einem kleinen Pensum, welches sich dann relativ bald ausbauen liess. Nun bin ich seit 15 Jahren an der Oberstufe Eschlikon Bächelacker und unterrichte 16 Lektionen Musik.

www.vsge.ch

Grease 2015: https://youtu.be/Fo1S3j7jUXc

Walking on sunshine 2016: https://youtu.be/KnY8-JXB4bQ

Rock of Ages 2017: https://youtu.be/ERuANyRjQN8

Parallel arbeite ich als Kirchenmusiker an den katholischen Kirchgemeinde Wil und Sirnach. Ich hab Orgel im Nebenfach studiert. So bin ich auch häufig am Wochenende musikalisch aktiv. In Wil leite ich einen Pop-Rockchor.

www.roxing.ch

Diese Vielfalt geniesse ich sehr: Das Pädagogische als Schulmusiker und Klavierlehrer und die eigene künstlerische Tätigkeit als Organist in der Kirche oder als Musiker in einer Band.

www.todosband.ch

Diese unterschiedlichen Tätigkeiten befruchten sich gegenseitig. Ich kann Synergien nutzen. Klar war (und ist es immer noch) oft herausfordernd, was die Organisation anbelangt. Doch dadurch lerne ich meinen Energiehaushalt kennen, bin gezwungen Semesterplanungen zu erstellen und Projekte zu strukturieren. Dies entspricht überhaupt nicht meinem Naturell. Aber nur so erreiche ich meine Ziele.

Hast du ein musikalisches Vorbild?

Martin Löffel hat mich sehr beeindruckt – ein Schulmusiker aus der Innerschweiz, der kurz vor seiner Pension steht und immer noch voller Tatendrang ist. Er hat mir bewiesen, dass es auch mit 60 Jahren möglich ist, Jugendliche zu begeistern.

Aber auch Personen aus meinem Umfeld motivieren mich immer wieder. Es sind oft Alltagssituationen, die Funken in mir zünden und mein Feuer am Brennen halten. Es ist die Neugierde, die ich in andern beobachte. Ich denke, so hält man sich frisch. Ich möchte immer wieder Neues entdecken und ausprobieren. Ich merke, dass so Vieles möglich ist, wenn man sich einsetzt und dafür kämpft. Dann kommt Vieles zurück. Unsere Oberstufe zum Beispiel führt alle Musiklektionen im 1., 2. und 3. Jahr doppelt. Das war ein Kampf, aber wir haben ihn gewonnen. Wir haben einen neuen Singsaal bekommen. Dies hat uns unzählige Diskussionen gekostet. Aber es hat sich gelohnt. Ich sage das, um andern Mut zu machen: setzt euch ein und die Türen gehen auf.

Welche Ziele hast du für die Zukunft?

Ich möchte gesund bleiben. Viele Lehrpersonen im Schulmusikbereich brennen aus und brechen ihre Lehrtätigkeit nach ein paar Jahren ab. Das darf mir nicht passieren. Ich muss mir immer wieder Inseln zum Auftanken schaffen. Das ist ganz wichtig! Ich liebe meinen Beruf und hab noch so Vieles vor. Die Musikkultur an der Oberstufe in Eschlikon wächst. Mit den jährlich wiederkehrenden Musicals möchte ich eine Tradition schaffen. Die Schüler_innen in Eschlikon sollen musikalisch gefördert werden. Das ist ein grosses Anliegen von mir.